Sunday 7 February 2016

Das Paradoxon der Freiheit - Ein Vortrag - (5)

Fortsetzung des vierten Teils.
Nachdem Sie die fünf Absätze dieses Einschubs gelesen haben, klicken Sie bitte auf den fett hervorgehobenen Link gleich unterhalb dieses Blocks. Es erscheint zunächst das gleiche Bild wie das oberhalb dieses ersten Absatzes.

Doch diesmal wird aus der Betrachtung eines statischen Bildes, wenn sie das wollen, eine kleine Reise in die Tiefenstruktur der Aufnahme.

Klicken Sie auf das Bild und folgen sie dem Tiefen-Zoom bis der Film anhält.

Klicken Sie abermals und lassen sie sich zurückbringen zum Ausgangsbild.

Oder reisen sie hin und her zwischen den Tiefenschichten des Bildes. Das Resultat ist einigermaßen frappierend.
Bitte klicken Sie auf diesen Link.

Worauf es mir wichtig ist, Sie aufmerksam zu machen: wir setzen die Welt, in der wir zu leben glauben, nicht nur aus verschiedenen Bildern zusammen, sondern auch aus unterschiedlichen Bildtiefen, oder im übertragenen Sinne: aus einer Komposition von Abstraktionsniveaus.

Je nachdem, wie tief wir in ein Bild "hineinzoomen", sehen wir völlig unterschiedliche Dinge. Obwohl die Gesamtansicht alles enthält, was der Maler auch im Detail in dieses Bild hineingelegt hat, ist es unmöglich, auf dem höchsten Abstraktionsniveau, dem der Gesamtschau, wesentliche Einzelheiten überhaupt wahrzunehmen.



Wollen wir das Gebilde insgesamt verstehen, müssen wir uns verschieden tiefer Abstraktionsniveaus bedienen, verschiedene Zoom-Ebenen in Betracht ziehen.

Beschränken wir uns auf die Ansicht des Gesamtbildes allein, so entgeht uns ein wichtiges Merkmal des Kunstwerks: nämlich, dass es aus 50 000 Feuerzeugen zusammengesetzt ist. Und umgekehrt, befinden wir uns auf dem niedrigsten Abstraktionsniveau, ist es unmöglich zu erkennen, zu welchem gegenständlichen Motiv sich das Bild in seiner Gesamtheit zusammensetzt. Perspektiven, die sich bei mittlerer Zoom-Tiefe ergeben, mögen wiederum anderes zeigen und anderes auslassen - womöglich erkennen wir sowohl einen Ausschnitt des Gesamtbildes, z. B. die Kirche, und gleichzeitig auch, dass dieser gegenständlich deutbare Ausschnitt aus Feuerzeugen gestaltet worden ist. Aber wir können weder das Gesamtbild noch die Einzelheiten, das Fabrikat z.B. der Feuerzeuge wahrnehmen; vielleicht sind wir uns sogar noch unschlüssig, ob es wirklich Feuerzeuge sind.

Würde ich mich auf das höchste Abstraktionsniveau, also auf das Gesamtbild, beschränken und mich auf dieser Basis an einer "weltanschaulichen" Debatte darüber beteiligen, welche Materalien und Maltechniken dem Bild zugrunde liegen, wäre es denkbar, dass ich mich in eine ebenso leidenschaftliche wie falsche Überzeugung versteigen würde. Wahrscheinlich würde ich mir Theorien zusammenreimen, die zwar angesichts meines Informationsstands stimmig erscheinen, in Wirklichkeit aber völlig unzutreffend sind. Denn mir fehlen jene unverzichtbaren Informationen über das Gesamtgebilde, die nur auf tieferen Abstraktionsniveaus zu erheben sind.

Wir sehen also, wie etwas, das uns vordergründig als Gesamtbild erscheint, selbst nur Teil eines vielschichtigeren Bilderspektrums ist, oder genauer: einer Abfolge von Bildern, die sich zusammensetzt aus den Zoom-Tiefen, in die sich das vordergründige Gesamtbild auflösen lässt.

Versagen wir uns den Blick in die Tiefenstruktur des Bildes, so laufen wir Gefahr, falsche Schlüsse über die Art des Gemäldes, die Kompositionstechnik, die Botschaft des Künstlers etc. zu ziehen.

Genau das ist das Problem mit Hayek und dem Liberalismus insgesamt: ihre Hypothesen bewegen sich ausschließlich auf einem sehr hohen Abstraktionsniveau, wodurch sie der Überprüfung durch empirische Erkenntnisse entzogen sind, die nur auf niedrigeren Abstraktionsniveaus zu gewinnen sind.

Dazu bald mehr.


Wenn Sie Ihre Reise durch die Abstraktionsniveaus wiederholen möchten, klicken Sie auf diesen Link.

Forsetzung folgt.

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