Saturday 10 June 2017

Burying Money Only to Have It Dug Up Again

Image credit. When I looked down that hole as a child I may have sensed fear of heights for the first time. 


Alluding to this quote from Keynes, a reader asks,

Gibt es in der Praxis eine Möglichkeit, um zu verhindern, dass das Geld in sinnlose Unternehmungen investiert wird? Ist ein Zuschuss für Barrierefreies Bauen so was ähnliches wie Geld zum Ausgraben vergraben? 

Is there a practical way of precluding that money is invested in useless projects? Is a grant/subsidy for barrier-free building (measures) similar to burying money only to have it dug up again.

Below see my German replies. Here is a summary of my main points in English:

1.

I make a distinction between useful investment and productivity. One may invest resources in a task that is useless or useful, as the case may be. In effecting such an investment, say building a factory, one may proceed efficiently/productively - heeding the requirements of technical productivity, i.e. using less resources to achieve the same outcome, or using the same resources to achieve a greater output.

The best way to arrive at (a minimum of non-)useful investments is to keep society democratically pluralistic, to maintain an open access society with a high degree of personal freedom. More than any other societal arrangement, a free society benefits from competition of ideas and initiatives and the possibility of correcting earlier mistakes. This does not rule out malinvestment, but it should increase to some sort of maximum the rational control to which private and public projects are typically subjected. It will also tend to ensure that most projects are subjected to considerations of efficiency/productivity, so that egregiously inefficient projects will be reduced to a minimum and few projects will be insenstive to the test of efficiency. This contrasts with a society that supports religious or other ideological values of the kind that entail restrictions and prohibitions of conduct based on rational efficiency considerations (as enforced in Amish or Mennonite communities or as desired by certain modern ideologies that oppose industrial society).

2.

The answer to the second question is "no" — if  the subsidy (a) boosts income, effective demand, and ultimately employment, and (b) meets a socially recognised purpose. Construction is an industrial sector highly relevant to the creation of income, effective demand, and employment. And removing insufferable living conditions to the benefit of the needy elderly may well be a socially recognised purpose. So, in principle, subsidising barrier-free construction could serve both a socially useful purpose in its own right and make an effective contribution to increasing income and employment (— another socially useful purpose).

(Keynes point being: it may be possible to engage people in work that by itself is "useless", but still has positive economic repercussions thanks to an attendant increase in income, effectice demand, and employment, ultimately kick starting the economy and boosting activity in areas that are regarded as productive and capable of sustaining sound growth and employment.

Of course, we would prefer to attain the goal of a flourishing full employment economy by employng people in "useful" work to begin with. The question the commentator addresses then is: is subsidised barrier-free construction "useful" or "useless".)

The devil is in the detail.

Depending on the conditions to which the subsidy is tied, it may or may not (a) help increase effective demand and may or may not (b) contribute to a preferred social purpose (other than (a), i.e. driving economic growth).

For argument's sake, a subsidy in the form of a reduced interest rate may or may not (a) increase effective demand appeciably — depending on how large the target group responsive to the incentive turns out to be —, and it may or may not (b) answer the purpose intended.

If the prime target group is too poor to afford credit, the subsidy may end up serving as a welcome financial sweetener to those who can easily fund barrier-free construction from their own financial sources. Perhaps it triggers simply a fad among the more well to do seniors, many of whom had no need for barrier-free impovements and most of whom could pay for these from their own pockets. In which latter case, a useful social purpose cannot be said to be expedited, yet effective demand may receive some impetus. So that the programme subsidises a socially useless activity which, however, serves to improve the economy — the Keyensian scenario of burying money only to have it dug up again.

1.

Spontan würde ich folgendes sagen: grundsätzlich kann die Frage, was sinnvolles Investieren ist und was nicht, Gegenstand von Meinungsverschiedenheiten sein. Deshalb ist eine demokratische Kultur so wichtig, die es erlaubt uns im Meinungswettbewerb vor Gefahren unsinniger Entscheidungen und auch nachträglich durch Korrekturentscheidungen (die in einem politischen Wettbewerb fallen) zu schützen. (Persönliche Freiheit und persönliche wirtschaftliche Verantwortlichkeit gehören auch zu einer solchen demokratisch-pluralistischen Kultur.) Verkettet mit der Frage, was sinnvolle Investitionen sind, ist die andere Frage, was produktiv und was nicht produktive ist. Ich glaube, es gibt objektive Maßstäbe, Produktivität, Wirtschaftlichkeit zu bestimmen, aber auch strittige Fälle. Prinzipiell ist produktiv, was uns gestattet, mit den selben Ressourcen mehr zu erzeugen (ein Fahrer-plus-Bagger ist produktiver als ein Arbeiter-plus-Schaufel). Wenn wir so definierte Produktivität untergraben, haben wir weniger Zeug, mit dem wir unsere Wünsche erfüllen können. Wir mögen uns zwar einschränken, um ein (vermeintlich) höheres Gut zu erlangen (zum Beispiel religiöse Produktivitätsverbote wie bei den Amish oder den Mennoniten), das ist aber eher untypisch für eine wirtschaftlich starke und wohlhabende Gesellschaft, die lässt den menschlichen Wunschhorizont offen und findet Wege, neue Wünsche durch produktive Verfahren zu befriedigen. Ich glaube, die Wirtschaft muss schon ein sehr hohes Produktivitätsniveau besitzen, wenn Projekte wie barrierefreies Bauen in das neuste Level an Lebensstandard eingehen sollen. Auch wenn wir nicht immer sicher sein könne, in den meisten Fällen sind wir schon in der Lage zu unterscheiden, ob ein Ziel wirtschaftlich/rationell/produktiv angegangen wird, oder eben nicht. Die Politik kann leider dazu verbogen werden, unwirtschaftliche und unsinnige Projekte im ganz großen Stil zu erzwingen (z.B. die Fehlkonstruktion EU oder die so genannte Energiewende) - die werden sich aber auf Dauer nicht halten (in einer offenen Gesellschaft) oder sie stellen sich als Nägel im Sarg einer Gesellschaft heraus (siehe UdSSR mit ihrer so genannten "Plan-"Wirtschaft, die in Wirklichkeit nur mühsam verwaltetes Chaos war). Danke für die anregende Frage - vielleicht inspiriert sie mich zu einem neuen Post.

2.

Ich habe die zweite Frage noch nicht beantwortet: "Ist ein Zuschuss für Barrierefreies Bauen so was ähnliches wie Geld zum Ausgraben vergraben?"

Die Antwort lautet "nein", wenn die Bezuschussung von bestimmten Baumaßnahmen (a) nachfragewirksam ist, d.h. sie pumpt Geld in beschäftigungsrelevante Sektoren der Wirtschaft, und (b) einem vernünftigen Zweck dient, wie das der Fall wäre, wenn "barrierefrei" das Leben für alte Menschen erheblich verbessert, aus Leid Komfort macht. Natürlich ist so eine Einschätzung abhängig davon, welche Werte man für wichtig hält. Ich finde es ist in Ordnung, wenn in einer reichen Gesellschaft der Staat sich an Bemühungen beteiligt, Menschen ein menschenwürdiges Alter(n) zu ermöglichen. Aber diese moralischen Prämissen sind ein Kapitel für sich, das ich hier ausklammern muss.

Die Frage ist nur, sorgen denn die genauen Modalitäten der Bezuschussung dafür, dass dieses Ziel (vornehmlich den bedürftigsten Alten zu helfen) erreicht wird. Wenn die Bezuschussung in Form von zinsreduzierten Krediten erfolgt, ist altersarmen Menschen nicht geholfen, eher denen, die sich "barrierefrei" ohnehin leisten können, nur dass sie jetzt eine billigere Finanzierung bekommen, vielleicht nur 0,5% auf den Kredit zahlen müssen und weiterhin (netto) 4,5% statt vorher 5% an Zinsgewinn aus anderen Investitionen ziehen. Am Schluss wird "barrierefrei" eine Art Statussymbol für die bessergestellten Senioren, von denen viele derlei Maßnahmen nicht benötigen oder leicht selbst für sie aufkommen könnten. Wie bei vielen Subventionen werden nicht unbedingt die Bedürftigsten unterstützt - in Deutschland schenkt man den wohlhabenderen Bürgern, die genug Kapital für die entsprechenden Anfangsinvestitionen besitzen, Geld durch Einspeisungssubventionen, und lässt die weniger Betuchten und Armen dramatisch gestiegene Strompreise zahlen, oder stellt ihnen den Strom ab. 

Wir sehen hier andeutungshalber: je genauer man die Bezuschussungs-Modalitäten kennenlernt, desto mehr Unsinniges ("unintended consequences") kann zum Vorschein kommen; und letzten Endes ist oft vor allem dem Image von Gutmensch-Politikern geholfen und einer Behörde ein soziales Feigenblatt mehr angebebbt worden.

Wenn also mein Negativszenario zuträfe, dann hättest du wohl recht, dass "Barrierefreies Bauen so was ähnliches wie Geld zum Ausgraben vergraben" ist. 

Es wäre vielleicht nachfragewirksam (das ist auch eine empirische Frage) aber es wäre weder sozialpolitisch noch verteilungspolitisch sinnvoll.

Was MMT richtig aufzeigt, sind Bedingungen unter denen der fiskalpolitische Spielraum sehr viel größer sein kann, als wir gerade heute, in einer austeritätsverliebten Zeit, denken; aber das Entdecken eines solchen ungeahnten Spielraums bedeutet noch nicht, dass wir wissen, wie er sinnvoll genutzt werden kann.

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