Saturday 14 April 2018

Free Trade (4) — David Ricardo's Argument in Favour of Free Trade (I) — Comparative Advantage


This post is available only in German. For an English discussion of the below see Thirwall's Trade, Trade Liberalisation and Economic Growth, page 7ff., to be found here or a presentation at greater length here.

Das Phänomen des komparativen Vorteils beruht darauf, dass zwei (oder mehr) Länder unterschiedliche Leistungsstärke bei der Produktion von Gütern aufweisen, d. h. sie sind mit unterschiedlich vorteilhaften Bedingungen beim Zugang zu und bei der Verwertung von Ressourcen konfrontiert. 

Es kann in einem Land aufwendiger sein, X. zu fördern, zu verwerten oder herzustellen als in einem anderen Land, weil


  • die benötigten (a) natürlichen Ressourcen schwerer zugänglich oder von geringerer Qualität sind oder weil 


  • die zur Produktion dieser Ressourcen benötigten, (b) vom Menschen beeinflussten Faktoren – Kreativität, technologisches Entwicklungsniveau und Produktivität – einen niedrigen Leistungsstand aufweisen (z. B. wegen schlechter ausgebildeter Arbeitskräfte oder dem Einsatz weniger fortschrittlicher Technologie etc.).

Aus diesen Gründen sind unterschiedliche Opportunitätskosten mit der Produktion in den ungleichen Ländern verbunden.

Opportunitätskosten messen, was man (an Geld oder anderen Werten, darunter physische Ressourcen) aufgeben muss, um einen gewünschten Vorteil durch Kauf, Förderung (von Rohstoffen) oder Herstellung zu erzielen. Höhere Opportunitätskosten bedeuten im Kontext der Theorie vom komparativen Vorteil, dass das eine Land weniger Ressourcen aufwenden muss, um das Produkt X herzustellen als das andere Land.

Man misst die Opportunitätskosten, indem man feststellt, wie viele Einheiten der Ressource X benötigt werden, um die Ressource Y herzustellen. 

Ist es erforderlich 1,000 Tonen Weizen aufzubringen, um 100 Tonnen Stahl zu produzieren, dann entspricht das Verhältnis der Opportunitätskosten für Weizen und Stahl dem Quotienten 10:1.

Im Ökonomenjargon wird dieses Verhältnis als die Grenzrate der Transformation bezeichnet, bei der Ressource X in Ressource Y umgewandelt oder bei deren Produktion benötigt wird (und umgekehrt).

Wie sich dieses Verhältnis für unterschiedliche Kombinationen der Ressourcen X und Y gestaltet (z. B. bei Weizen/Stahl: vielleicht 1000/100, 1500/150, 2000/200 etc.) wird grafisch anhand der sogenannten Produktionsmöglichkeitenkurve veranschaulicht.

In den Schaubildern unten ist die Produktionsmöglichkeitenkurve die schwarze Linie, die von
  • a1 bis zur senkrechten Achse (auf der X abgetragen wird) führt bzw. von
  • b1 bis zur waagerechten Achse (auf der Y abgetragen wird) reicht.
Die Grenzrate der Transformation entspricht der Steigung der Produktionsmöglichkeitenkurve, die uns für jede Kombination der beiden Ressourcen zeigt, wie viel von diesem Ressourcentyp aufgegeben werden muss, um jenen Ressourcentyp zu produzieren. 

Im linken Schaubild („Country A“) ist beispielsweise zu erkennen, dass man alle X aufgeben muss, um die größtmögliche Anzahl an Y herzustellen – der Wert auf der X-Achse beträgt Null, während der korrespondierende positive Wert auf der Y-Achse das Produktionsmaximum a1 für Y anzeigt.

Dort, wo die Produktionsmöglichkeitenkurve auf die X-Achse trifft und das Produktionsmaximum für X markiert, ist der korrespondierende Wert auf der Y-Achse gleich null. 

Zwischen den Produktionsmaxima von X und Y befinden sich die Kompromisskombinationen. So scheint im linken Schaubild am Punkt a


  • etwa die Hälfte (ca. 3 cm rechts vom Ursprung 0) des maximalen Ausstoßes (ca. 6 cm nach rechts) von Y 


  • etwa die Hälfte (ca. 2,3 cm oberhalb des Ursprungs 0) des maximalen Produktionsausstoßes von X (ca. 4,7 cm oberhalb  des Ursprungs 0) zu beanspruchen. 

Bei dieser Kompromisskombination werden also 2,3 X benötigt, um 3 Y zu produzieren, bzw. es müssen 3 Y aufgegeben werden, um 2,3 X zu produzieren.




Um den durch Außenhandel zu realisierenden komparativen Vorteil zu ermitteln, vergleicht man also die jeweiligen Grenzraten der Transformation in zwei oder mehr Ländern.

Neues Zahlenbeispiel: Sagen wir, in Land A beträgt die Grenzrate der Transformation zwischen X und Y 10/8, d.  h. 10 X werden benötigt, um 8 Y zu erzeugen bzw. mit 8 Y lassen sich 10 X produzieren. Vergleichen wir dies mit der Lage in Land B. Dort beträgt die Grenzrate der Transformation, sagen wir, 10/2, d.  h. es werden 10 X benötigt, um 2 Y zu erzeugen bzw. mit 2 Y lassen sich dort 10 X produzieren.

Land A hat einen komparativen Vorteil in der Produktion von Y: Mit 10 X erzeugt es 8 Y, während in Land B mit 10 X nur 2 Y produziert werden können. Umgekehrt hat Land B einen komparativen Vorteil bei der Erzeugung von X, denn es benötigt nur 2 Y, um 10 X herzustellen. Demgegenüber hat Land A bei der Erzeugung von X einen komparativen Nachteil, denn es muss 8 Y aufwenden, um 10 X zu erzeugen.

Wenn komparativer Vorteil vorliegt, dann lassen sich die statischen Vorteile aus dem Außenhandel auffassen als der Kostennachteil, der durch Importsubstitution (das Ersetzen von Produkten, die per Export bezogen werden könnten, durch eigene Produktion) erlitten wird. Die Importsubstitution ergibt einen Kostennachteil, wenn die günstigeren Exportgüter durch teurere Güter aus inländischer Produktion ersetzt werden.

In unserem Beispiel werden Vorteile aus dem Außenhandel realisiert, wenn Land A sich auf das Produkt spezialisiert (Y), bei dessen Produktion es weniger Ressourcen aufwenden muss als Land B, und Land B sich auf jenes Produkt spezialisiert (X), zu dessen Herstellung es weniger Ressourcen opfern muss als Land A.  Sie tauschen dann zwei Produkte, die durch entsprechende internationale Spezialisierung und Produktionsallokation gemäß komparativem Vorteil kostengünstiger hergestellt worden sind, als dies zuvor (ohne internationale Spezialisierung und Außenhandel) möglich gewesen wäre. Beide Länder exportieren mit dem Zweck, importierte Güter zu erwerben, die billiger sind im Sinne der für ihre Herstellung aufzuwendenden Ressourcen als gleiche Güter aus inländischer Produktion.

Im nächsten Post werde ich die Diskussion der beiden Schaubilder vervollständigen. Danach wende ich mich der Frage zu, welche Annahmen der Rechtfertigung des Freihandels auf Basis der Theorie vom komparativen Vorteil zugrunde liegen und unter welchen Bedingungen, Kritik an diesem Freihandelsargument berechtigt ist.

Continued here / fortgesetzt hier

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