Tuesday 1 May 2018

Free Trade (10) — Shortcomings (III) — Neglected Intermediary Conditions

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Continued from here / fortgesetzt von hier. An English dicussion of the below is to be found here and at greater length here.

Da ich Vor- und Nachteile des Freihandels (im Sinne der Doktrin der komparativen Vorteile) anhand ihrer Ausprägungen in Entwicklungsländern (E.) bzw. ihren Auswirkungen auf das Verhältnis von E. und entwickelten Ländern (E.L.) besprochen habe, möchte ich hier vorwegnehmen, dass dieses von David Ricardo ersonnene Argument für den Freihandel nicht besonders geeignet ist, eine aussichtsreiche entwicklungspolitische Außenhandelsstrategie für E. zu begründen. Das Freihandelsargument erweist sich eher im Rückblick als erhellend, denn als verlässlicher Kompass für die Zukunft dieser Länder. Dies ist so, weil die Öffnung für den Außenhandel zwar ein unverzichtbarer Bestandteil erfolgreicher wirtschaftlicher Entwicklung ist. Doch dies gilt nur dann, wenn 

  • (1) andere Rahmenbedingungen gegeben sind, die nicht das Ergebnis der spontanen Abläufe einer freien Marktwirtschaft sein können, sondern gezielter Steuerung durch Politik und Staat bedürfen und 

  • (2) die Außenhandelspolitik selbst auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bewusst abgestimmt wird.

E. sind auf eine zügige Entwicklungspolitik mit Weitblick im Sinne der unter (1) und (2) angesprochenen Erfordernisse angewiesen. Die Umbildung der internationalen Arbeitsteilung gemäß der komparativen Vorteile der am Handel teilnehmenden Länder berührt diese Notwendigkeiten nicht.

Die Freihandelsdoktrin lässt bestimmte intermediary conditions / intermediäre Bedingungen außer Acht. Intermediäre Bedingungen könnte man auch Zwischenbedingungen nennen, weil ihre Erfüllung oder Nichterfüllung darüber entscheidet, ob die Prämissen einer Theorie tatsächlich zu den Ergebnissen führt, die sie vorhersagt. Das Auslassen, Übersehen oder falsche Einschätzen  wichtiger Zwischenbedingungen sind typische Stolpersteine, die eine Theorie ins Straucheln bringen können, nur um sie aus dem Bereich sachlicher Behandlung in den des Ideologischen stürzen zu lassen.

Protektionismus zugunsten eigener Fertigungsindustrien statt Freihandel wird für ein (vor allem Rohstoffe und andere Vorprodukte und einfache Güter anbietendes) Land desto attraktiver, 

(i) je geringer die Wachstumsaussichten der ausländischen Nachfrage nach dessen wichtigsten (nicht industriell gefertigten) Handelswaren, 

(ii) je geringer die Preiselastizität für importierte Güter –  d. h. steigende Einfuhrpreise haben eine vergleichsweise schwache Wirkung auf die inländische Nachfrage nach ihnen: man muss immer mehr für dasselbe ausgeben – , 

(iii) je niedriger die Einkommenselastizität für die  vom E. exportierten Güter – d.  h. selbst bei steigendem Einkommen der Menschen an den Absatzmärkten, steigt deren Nachfrage nach dem exportierten Gut nur verhältnismäßig schwach: das steigende Einkommen des importierenden Landes wird eher für andere (in der Regel industriell produzierte) Waren ausgegeben – und 

(iv) je geringer die Wahrscheinlichkeit ist, dass es zu schmerzlichen Vergeltungsmaßnahmen der Handelspartner kommen wird.

Zu den übersehenen Zwischenbedingungen, die über Erfolg oder Misserfolg des Freihandels für ein E. entscheiden, zählen auch negative Zahlungsbilanzeffekte und die Folgen nachteiliger Veränderungen im Austauschverhältnis zwischen den gehandelten Gütern (terms of trade, künftig „ToT“).

Dazu mehr in späteren Posts, wo ich auch noch andere Umstände anspreche, die die Effizienzgewinne durch Ausnutzung komparativer Vorteile schmälern, zunichtemachen oder sogar überkompensieren.


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